Der fatale Irrtum komme zunächst ziemlich überzeugend daher: ich bin in den Wechseljahren, also muss ich nicht mehr zum Frauenarzt gehen. Rund 15 Prozent der Frauen denken so – und erhöhen damit unbewusst das Krebsrisiko, erklärt Bashar Youssef , Chefarzt des Brustzentrums an den Städtischen Kliniken: „Besonders zwischen 45 und 55 Jahren sind die Frauen gefährdet. Vor allem, wenn sie in dieser Zeit an Gewicht zunehmen.“
Vorsorge sei lebenswichtig. Er rät daher u.a. dringend die Ernährung umzustellen: „Möglichst wenig Pestizide aufnehmen, rotes Fleisch vermeiden, sowie Plastikbehälter für Lebensmittel vermeiden, auch die Zufuhr von Hormonen eindämmen.“ Außerdem gelte es möglichst viel Sport zu treiben und Alkohol weitgehend zu vermeiden, „denn 90 Prozent der Brustkrebserkrankungen sind umweltbedingt. Weniger als zehn Prozent genetisch.“
Der Brustchirurg, der im Elisabeth-Krankenhaus allein im ersten Quartal dieses Jahres 105 Brustkrebsoperationen durchgeführt hat, appelliert an die Frauen, „sich nicht allein auf eine Mammographie zu verlassen. Sie müssen selbst aktiv werden. z.B. regelmäßig die Brust auf Knoten abtasten und bei einem Verdacht sofort zum Frauenarzt gehen.“
Bashar Youssef weiß, dass Frauen sehr zurückhaltend sind, wenn es um Krebs geht. Mit dem Arzt spreche man schon, aber in der Öffentlichkeit eher nicht: „Ich habe das in meinem Umfeld schon erlebt. Ich wusste von vier Frauen im Raum, dass sie die Diagnose bekommen haben, gesprochen haben sie darüber miteinander aber nicht.“ Selbsthilfegruppen seien augenscheinlich zwar gut besucht, aber allein bei der Zahl der Brust-OPs am Eli müsste die Zahl der Teilnehmerinnen deutlich höher sein.
Gerade Frauen mit einer guten Heilungschance, also kleinem Karzinom in der Anfangsphase, verhältnismäßig kleiner OP, statt Chemo nur Tabletten, hätten besonders große Zurückhaltung bei der Konfrontation mit Leidensgenossinnen, auch was eine Reha betrifft, so der Spezialist: „Sie haben besonders viel Angst vor einem Rückfall.“ Die Frauen möchten nicht erinnert werden, „auf niemanden treffen, der schlimmer dran ist.“ Gerade, wenn nach drei oder fünf Jahren die Therapie erfolgreich abgeschlossen wurde.
Bashar Youssef und sein Team wissen um diese Dinge und gehen daher sehr behutsam mit ihren Patientinnen um. Einen allgemeingültigen Rat mag er nicht geben, denn jeder kämpfe auf seine Weise mit der Krankheit. Das Wichtigste sei, so Youssef: „Dass die Frauen wissen, wenn ich etwas Schlimmes habe, weiß ich, wo ich hingehen und Hilfe bekommen kann. Allein das schon nimmt ihnen die Angst.“ Außerdem sei das Umfeld der Betroffenen wichtig: „Die Familie ist das Entscheidende in solch einer Situation. Wir Menschen sind so. Wenn wir in einer Krise stecken, kehren wir zu unserem kleinsten Kreis zurück.“
Um den Interessierten und Betroffenen die Angst vor der Diagnose Brustkrebs zu nehmen, die Chancen einer Heilung aufzuzeigen und den Weg dorthin zu beschreiben, lädt Bashar Youssef zu einer Patientenveranstaltung ein; im Rahmen der Vortagsreihe "Gesundheit im Fokus", anlässlich 50 Jahre Elisabeth-Krankenhaus Rheydt. Kooperationspartner ist der Förderverein "proEli". Am Mittwoch, 31. Mai 2017, ab 18 Uhr, steht er allen Gästen zum Brustkrebs zur Verfügung. Bashar Youssef bittet darum sich zu der kostenfreien Veranstaltung anzumelden. Ort: Raum 5 in der Verwaltung des Eli, Hubertusstraße 100 (Zugang über die Wildstraße), 02166-394-2381.
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