Grundsätzlich gibt es verschiedene Behandlungsformen, die bei Darmkrebs eingesetzt werden: die lokale Tumorabtragung, die radikale Entfernung mittels Operation, die Strahlentherapie und die Chemotherapie. Die Art der Behandlung, auch eine sinnvolle Kombination mehrer Therapieformen, hängt im Wesentlichen von dem Sitz des Tumors, dem Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Risiko, welches der Patient durch Alter oder Begleiterkrankungen birgt, ab. Die Therapiemöglichkeiten werden Ihnen im folgenden kurz vorgestellt. Dies ersetzt jedoch nicht eine ärztliche Beratung.
Die am wenigsten belastende Behandlung, die lokale Abtragung, kommt prinzipiell nur bei sehr begrenzter Tumorausbreitung infrage. Nur hier kann bei einem Colokarzinom mittels Darmspiegelung eine Heilung erwartet werden.
Bei Enddarmkrebs kann bei lokal begrenzter Tumorausbreitung in den Städtischen Kliniken Mönchengladbach als eines von wenigen Zentren mittels Transanal Endoskopischer Mikrochirurgie (TEM) unter Videokamera-Vergrößerung durch den Schließmuskel operiert werden.
Bei größerer Eindringtiefe des Tumors in die Darmwand oder bei schon bestehenden Tochtergeschwülsten in den Lymphknoten muss eine chirurgische Entfernung ausgeführ. Hierbei wird abhängig von der Lage des Tumors der kranke Darmabschnitt mitsamt den versorgenden Blutgefäßen und den damit anhängenden Lymphknoten entfernt. Dies ist nicht nur zur Verbesserung der Heilungschance, sondern auch für die Festlegung des Tumorstadiums von Bedeutung.
Beim Enddarmkrebs stellt sich die Situation aufgrund der Anatomie in einem anderen Licht dar. Durch ein höheres örtliches Rückfallrisiko wird vor einer Operation in aller Regel eine Strahlen- oder kombinierte Strahlen-Chemotherapie erforderlich. Hierdurch kann das örtliche Rückfallrisiko heute auf um oder unter 10% gesenkt werden, wahrscheinlich kann auch häufiger ein Schließmuskelerhalt garantiert werden.
Zudem ist das Rektumkarzinom (Enddarmkrebs) näher am Schließmuskel lokalisiert, sodass der Eingriff technisch schwieriger sein kann. Es besteht eine Hüllschicht des Enddarmes, in der die Lymphgefäße verlaufen. Heute weiß man, dass durch eine spezielle Operationstechnik („Totale mesorektale Excision – TME“) die Rate an Rezidiven im kleinen Becken von früher bis zu 40% auf etwa 10% reduziert werden kann. Diese Operationstechnik wird bei allen Eingriffen am Rektum in unserer Klinik angewendet. Neben der vordringlichen, kompletten Tumorentfernung steht der Erhalt des Schließmuskels für Patienten im Vordergrund. Durch verbesserte Operationstechniken ist die dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausganges heute in entsprechend erfahrenen Zentren deutlich seltener geworden, er kann allerdings vorübergehend erforderlich sein.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Eingriff in entsprechend erfahrenen Händen auch unter Vermeidung eines Hautschnittes minimal-invasiv („Schlüssellochtechnik“) ausgeführt werden. Insbesondere bei den etwas schwerer zugänglichen Rektumcarcinomen ist der Anteil an minimalinvasiven Eingriffen entäuschend niedrig: Die starren Instrumente sind der begrenzende Faktor. Mit Verfügbarkeit des daVinci Systems hat sich dies grundlegend geändert: Konventionelle Operationen mit längerem Hautschnitt sind am Haus die Ausnahme. Die Vorteile: Exakte, kontrollierte Operationen durch 3 D-Sicht, geringes Gewebetrauma, höherer Anteil an minimalinvasiven Operationen, raschere Erholung mit frühzeitiger Entlassung.
Ist dann das Tumorstadium nach der Operation durch feingewebliche Untersuchung bekannt, wird entschieden, inwieweit ggf. eine weitere Therapie erforderlich ist. In Tumorstadien, in denen die Erkrankung nur auf den Darm beschränkt ist, ist die Operation ausreichend. Wurden Lymphknotenmetastasen diagnostiziert, sollte eine Chemotherapie angeschlossen werden. Individuell wird dies abhängig von Begleiterkrankungen und Alter des Patienten – aber immer anhand der Empfehlungen der S3-Leitlinie – in unserer Tumorkonferenz interdisziplinär entschieden.
Sollte der Fall vorliegen, dass in Leber oder Lunge Tochtergeschwülste festgestellt wurden, so war dies früher gleichbedeutend mit der Aufgabe der Heilungschance. Durch geeignete Kombinationen aus Chemotherapie und modernen Prinzipien der Leberchirurgie kann heute in entsprechend erfahrenen Zentren auch bei Vorliegen von Leber- oder Lungenmetastasen eine Heilungschance aufrecht erhalten werden.
In den Städtischen Kliniken Mönchengladbach wird in der Leberchirurgie ein Ultraschall-Skalpell (CUSA - Cavitron Ultrasound Aspirator) eingesetzt, was heutzutage Leberresektionen ohne relevanten Blutverlust ermöglicht. Wir empfehlen allen Betroffenen vor einer Entscheidung für oder gegen eine Behandlung die Einholung einer Zweitmeinung eines Darmkrebszentrums.
Die Darmkrebstherapie geht heute wesentlich über die früher alleinige Operation hinaus. Gastroenterologie mit Endoskopie, Strahlentherapie und Onkologie bzw. Chemotherapie sind zentrale Kernbereiche, die der Bekämpfung des Krebses dienen. Eine zielgerichtete, am Krankheitsstadium orientierte Behandlung ist untrennbar auf eine leistungsfähige Röntgendiagnostik und eine spezialisierte Gewebeuntersuchung angewiesen, die so genannte Pathologie/Histologie. Durch einen Kooperationsvertrag mit dem Institut für Pathologie Mönchengladbach liegt bereits nach weniger als drei Werktagen nach der Operation ein verlässliches Untersuchungsergebnis vor. Bei Bedarf besteht bereits unter der Operation die Möglichkeit der feingeweblichen Schnellschnittuntersuchung zur Verfügung.
Eine engagierte Physiotherapie unterstützt die frühzeitige Mobilisierung aus dem Krankenbett, dies ist gerade für einen besonders kurzen postoperativen Heilverlauf wichtig (fast track Chirurgie).
Krebserkrankungen stellen auch eine starke seelische Belastung dar, so dass eine am Haus tätige, besonders geschulte Psychoonkologin in jedem Fall zur Verfügung steht. Auch Seelsorger leisten hier wertvolle Dienste. Zur Verbesserung des Heilverlaufs haben alle Patienten Anspruch auf eine Rehabilitationsmaßnahme, hier hilft unser Sozialdienst bei der Vermittlung von entsprechend spezialisierten Einrichtungen, mit denen das Darmkrebszentrum in der näheren Umgebung vertraglich kooperiert. Bei der häuslichen Pflege oder in sozialmedizinischen Fragen wird der Sozialdienst ebenfalls tätig.
Eine mit dem Darmkrebszentrum kooperierende Stomatherapeutin schult und unterstützt für den Fall der Notwendigkeit eines künstlichen Darmausganges, auch zu Hause.
Unsere Diätassistentin gibt wichtige Anregungen in Ernährungsfragen nach einer Operation.
Mitarbeiter von Selbsthilfegruppen wie der Deutschen ILCO (www.ilco.de) kommen bei Bedarf auch in die Klinik.